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Angoraziege
Die Angoraziege (früher Kamelziege) ist eine Rasse der Hausziege und zählt zu den Wollziegenrassen. Die reinweiße Ziege hat langes, seidiges und lockig herabhängendes Haar. Im Gegensatz zum Schafwollhaar sind die Wollhaare der Angoraziege nicht gekräuselt. Der mittlere jährliche Wollertrag beträgt etwa 2,5 kg bei zweimaliger Schur und wird als Mohair für die Herstellung von Teppichen, Decken und Stoffen verwendet. Die Weltproduktion von Mohairwolle liegt bei 15.000 Tonnen.
Der genaue Ursprung der Angoraziegen ist unbekannt, so gibt es Thesen über einen vorbiblischen anatolischen Ursprung, jedoch nehmen die Wissenschaftler einen Import aus der zentralasiatischen Region in Betracht.
[1] [2] Mit dem Einwandern von Nomaden (Oghusen) aus Turkestan im 13. Jahrhundert oder durch Handel sei diese Rasse nach Anatolien gelangt und sei namensgebend im Raum Ankara, dem damaligen Angora, kultiviert worden. Nach einem kurzen Exportverbot des türkischen Sultans und dem Aufheben desselben im Jahre 1838, hätten die Erzeuger zur schnellen Nachfragebefriedigung lokale kurdische Ziegen eingekreuzt, was sich desaströs auf die Wollqualität ausgewirkt haben soll.[3] Die nässeempfindlichen und daher für das mitteleuropäische Klima wenig geeigneten Ziegen wurden bereits 1838 nach Südafrika und wenige Jahre später nach Kalifornien exportiert. Bereits 1885 gab es in Kalifornien einen Bestand von 100.000 Angoraziegen.
Nach Deutschland wurden 1768 erstmals fünf Angoraziegen und zwei Böcke gebracht. Sie waren ein Geschenk des Fürstlich-Liechtensteinschen Intendanten Johann Wengand an Karl Theodor, Pfalzgraf bei Rhein und kamen nach Dossenheim an der Bergstraße. Bis 1771 hatten sie sich auf 90 Tiere, unter Beigabe weißer einheimischer Ziegen, vermehrt.


Bild„Angora 001“ von Ltshears - Trisha M Shears - Eigenes Werk. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Angora_001.jpg#mediaviewer/Datei:Angora_001.jpg


Angorakaninchen
Bild „Fluffy white bunny rabbit“ von Ross Little - Flickr. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fluffy_white_bunny_rabbit.jpg#mediaviewer/Datei:Fluffy_white_bunny_rabbit.jpg
Merkmale

Das Fell des Angorakaninchens ist umgebildet zu einer ständig nachwachsenden Wolle, die regelmäßig (in Deutschland viermal jährlich) geschoren wird und industriell verarbeitet werden kann. Charakteristisch für die Rasse sind große Haarbüschel an den Ohren. Angorakaninchen existieren in verschiedenen Farbenschlägen, der am meisten verbreitete ist der albinotische, weiße Farbenschlag.
Seinen Namen hat das Angorakaninchen von der türkischen Provinz Angora (Ankara). Auch wenn in der Literatur die Herkunft des Angorakaninchens aus Kleinasien nicht ausgeschlossen wird, so scheint es doch wahrscheinlicher, dass der Name von der langhaarigen Angoraziege abgeleitet ist. Frühere Bezeichnungen der Rasse in Deutschland waren unter anderem Seidenhase, Kaschmir-Kaninchen oder Rupfhase.

Geschichte

Angorakaninchen sind seit etwa 300 Jahren aus England bekannt. Sandford zitiert eine Quelle von 1707, in der Angorakaninchen als „White shock Turky Rabbit“ erwähnt werden. Die in der Literatur manchmal vertretene Meinung, dass 1723 englische Seeleute diese Kaninchen vom Schwarzen Meer mitgebracht und im Hafen von Bordeaux zum Verkauf angeboten hätte, sind zu bezweifeln. Die erste Einfuhr nach Deutschland erfolgte 1777 durch von Meyersbach nach Deutschland (Franken). Die von ihm eingeführten Angoras sollen Albinos gewesen sein. Von Franken aus verbreiteten sich die Angoras, besonders gefördert durch den Pfarrer F. Ch. S. Mayers aus Oberneit in weitere Gegenden Deutschlands und in die Niederlande. Zu dieser Zeit wurde die Angorazucht durch staatliche Stellen vor allem in Preußen und Thüringen gefördert, zum Beispiel wurde unter Mitwirkung von Goethe in Buttstädt eine Manufaktur zur Verarbeitung der Angorawolle eingerichtet. Die Anstrengungen scheinen allerdings nicht von dauerhaftem Erfolg gewesen zu sein, Dorn zitiert z.B. die 2. Auflage von Brehms Tierleben von 1877, dass die Versuche, das Angorakaninchens in Deutschland heimisch zu machen, fehlgeschlagen seien; dies wird auch wiederholt in der dritten, „gänzlich neubearbeiteten Auflage“ von 1890. Es muss allerdings eine Fehleinschätzung gewesen sein, weil es zur ersten Kaninchenschau 1885 in Chemnitz zu den gezeigten Rassen zählte und auch in den von Julius Lohr verfassten ersten Bewertungsbestimmungen enthalten ist.
In den darauf folgenden Jahren wurde bei der Zucht der Angorakaninchen insbesondere auf die Haarlänge großer Wert gelegt. Bis zu 25 cm wurden im Standard verlangt, Tiere mit 40 cm Haarlänge und mehr gezeigt. Die Qualität und industrielle Verwertung der Wolle standen zu dieser Zeit nicht im Vordergrund. Dies änderte sich mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als die Erzeugung von Angorawolle stark gefördert wurde. Nach dem 1. Weltkrieg erlitt die Rasse einen Niedergang, da die Wolle nicht mehr gefragt war. Um diesen Zusammenbruch aufzuhalten, warb der Reichsbund Deutscher Kaninchenzüchter für die Errichtung einer Industrie auf Basis der Angorawolle. Die Züchter selbst gründeten die „Angora-Wollverwertungs GmbH“ in Leipzig. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Angorazucht erneut gefördert und, nach Angaben von Dorn, staatliche und private Angorafarmen eingerichtet. Seinen Angaben zufolge hielten allein die deutschen Heeresstellen 1941 25.000 Angorakaninchen.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einem Niedergang der Rasse, der jedoch kurze Zeit später durch die Einrichtung des Angoraherdbuches 1948 und die Einführung der Stationsprüfung für Angorakaninchen in Kiel-Steenbeck (Prof. Martin Tegtmeyer) und Halle endete. Diese Bemühungen zur Leistungssteigerung der Angorakaninchen führte dazu, dass sich der durchschnittliche Wollertrag der geprüften Tiere von 330 g/Jahr für Rammler bzw. 422 g/Jahr für Häsinnen im Jahr 1935 auf 1243 g/Jahr (Rammler) bzw. 1430 g/Jahr (Häsinnen) im Jahr 1993 steigerte. Deutsche Angorakaninchen zählen damit weltweit zu den leistungsfähigsten Tieren dieser Rasse. Die wirtschaftliche Bedeutung der Angorawolle war in der DDR noch von großer Bedeutung, allerdings kam es durch die Entwicklung besserer Kunstfasern zu einem starken Preisverfall der Angorawolle, so dass die Zucht der Angorakaninchen heute in Deutschland reine Liebhaberei ist.
Von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen wurde das Angorakaninchen 2002 auf die Rote Liste der bedrohten Haustierrassen gesetzt. Beginnend in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde, auch aufbauend auf deutsches Zuchtmaterial, eine intensive Angorakaninchenzucht aufgebaut. 1989 erzeugte China 9.000 von weltweit 10.000 t Angorawolle. In Deutschland fällt nur noch der Wollertrag der Zuchttiere an; das Aufkommen wird auf unter 5 t/Jahr geschätzt.

Einzelnachweise

1. Lobuw A. Margolena: Mohair histogensis, maturation, and shedding in the Angora goat. In: Agricultural Research Service, United States Department of Agriculture, S. 1.
2. Ronald T. Marchese: The fabric of life: Cultural transformations in Turkish society. In: Global Academic Publishing, 2005, S. 210.
3. Robert R. Franck: Silk, Mohair, Cashmere and other luxury fires. In: Woodhead Publishing Limited in association with the Textile Institute, S. 73.


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